12.04.2018

Review zu NEW WAVE HOOKERS


NEW WAVE HOOKERS


Positiv: Surreal, die 80iger Optik, Musik, die Ginger Lynn Szene, teilweise sehr lustig und politisch unkorrekt,

Negativ: die 80iger Optik, Sex wenig erregend, für einige vielleicht zu frauenfeindlich oder rassistisch

Urteil: Geil / Scharfmacher



Medium: 

DVD / Ton: Deutsch / Extras: Trailer / Label: Tabu Film


Covertext:

Das totale Erotik-Erlebnis des Jahres! Allerdings nicht für Anfänger und Zartbesaitete! Denn bei "New Wave Hookers" hebt mancher echt ab: Machen Sie sich persönlich auf Ihr schönstes Lust-Erlebnis des Jahres gefasst. Wenn Ginger Lynn, Gina Carrera und all die anderen heissen Girls zeigen, was wirklich in "New Wave Hookers" steckt, beginnt der Himmel auf Erden.

Vielleicht haben Sie in punkto Porno schon alles gesehen, aber niemals so wie in diesem Film! Hier erleben Sie einen Dauer-Orgasmus den Sie nie vergessen werden. Und darum gibt es unzählige Frauen und Männer, die mit dem Sex wieder ganz von vorne anfangen, nachdem sie die "New Wave Hookers" gesehen haben.





Als ich mich auf die Suche machte mal wieder einen Klassiker zu besprechen, kam ich nicht mehr an NEW WAVE HOOKERS vorbei. Zu diesem Film findet man sehr viele positive Besprechungen und vor allem wird dem Film viel Einfluss auf die Zeit nach der goldenen Ära des Erwachsenenfilms (bis 1984) zugesprochen. Trotz meiner ästhetischen Schwierigkeiten, die ich teilweise mit Klassikern habe (was daran liegt das ein Porno mich schon irgendwie erregen sollte, die Optik der damaligen Zeit dieses aber gerne erschwert), wollte ich natürlich mitreden können und legte mir den Film von Gregory Dark (geboren als Gregory Hippolyte Brown)  zu. Schauen wir mal ob der Film mit den Vorschlusslorbeeren mithalten kann.  


Wegen der Story ist er sicherlich kein Klassiker geworden. Die ist so einfach wie effektiv. Zwei Loser (Jamie Gills und Jack Baker), die ihren nutzloses Leben mit dem Schauen von Pornovideos vergeuden (ich bin fa ganz anders...), quatschen darüber einen eigenen Escort Service zu eröffnen und ihre Frauen zu der neuen NEW WAVE Musik ficken zu lassen.  Begeistert von der Idee schlafen sie vor dem rauschenden TV-Gerät ein und schon finden wir uns in ihren surrealen Traum wieder. In einen heruntergekommen Büro, indem sie auch Steve Powers als Hund halten, kümmern sie sich um die Geschäfte und versorgen ihre Kunden mit Frauen die einfach zu der hippen Musik ficken wollen. Sie können gar nicht anders.  Natürlich müssen die Mädels auch mal selbst vorher getestet werden. Am Ende wachen beide auf und stellen fest, dass sie beide das gleiche geträumt haben. Doch als Jamie Gills durch die Stadt fährt, wird er von einer Frau aus seinem Traum erkannt. Was hat das alles zu bedeuten?  Eine Antwort gibt es aber nicht.









Viel Handlung gibt es also nicht, aber was machte den Film so erfolgreich und zog diverse Fortsetzungen und ähnlich gerichtete Streifen nach sich? Beginnen wollen wir mal mit der Optik. Ich glaube ich habe bisher keinen Porno gesehen, wo man so die achtziger Jahre so krass geliefert bekommt wie hier. Durch die Anlehnung zu damaligen Musik, bekommen wir die volle Ladung zu Gesicht. Vor allem die Klamotten und die Frisuren sind wirklich harter Tobak, aber absolut treffend und auf der Höhe der damaligen Zeit. Fönfrisuren, Rollerblades, Socken, Overalls, Sonnenbrillen, viel zu kurze Hosen und mehr. Alles was das eighties Herz begehrt. Alleine das sorgt heutzutage schon einmal für eine Menge Spaßpotenzial. Hinzu kommen die Sets, die auf einer Seite sehr billig wirken und immer nach Studio aussehen, durch die Traumhandlung aber wiederum einen surrealen, Videoclip ähnlichen Look erzielen. 









Versetzt mit fetziger und für einen Porno eher ungewöhnlicher Musik, schafft es Gregory Dark schnell eine ganz eigene Atmosphäre zu kreieren. Gerade damals ertönte bei den Sexszenen eher die auch heute noch sehr gerne benannte „Pornomucke“, doch hier ist viel mehr Beat drin und unterstreicht das geschehen zum  Thema absolut passend. Auch wenn mir nicht jedes Stück gefällt. Doch da die Handlung, den Sextrieb der Frauen mit der New Wave Musik in Verbindung bringt, wäre es fatal gewesen wenn hier geschlampt worden wäre. Dieser Punkt sich sicherlich ein Grund für den Bekanntheitsgrad des Filmes. 









Hinzu kommt natürlich die Besetzung und ein ganz Skandal, der noch heute verhindert, dass der Film in Amerika ungekürzt zu finden ist. Doch fangen wir mit den beiden männlichen Hauptfiguren an. Jamie Gills und Jack Baker spielen so überdreht und aufbrausend, das es wirklich verdammt viel Spaß macht den beiden Losern zuzusehen.  Sie plappern ununterbrochen und bleiben auch in den Sexszenen in ihrer Rolle und verlassen niemals diesen Pfad. Das ist manchmal etwas nervig, aber über die meiste Zeit doch sehr unterhaltsam. Auf männlicher Seite werden sie am auffälligsten von Steve Powers unterstützt, der – warum auch immer – als Hund gehalten wird und keine weiteren Dialoge zu liefern hat. Dafür darf er in einem anderen Segment, mehr reden und tritt nochmals als Collegeboy auf. Weiterhin finden wir einen sehr jungen Tom Byron und auch Peter North, der kurz zuvor noch in Gay-Pornos zu finden war. Auch hier liefert er natürlich einen seiner massiven Cum-Shots ab.








Bei den Frauen finden wir mit Kristara Barrington und Ginger Lynn gleich zwei absolute Topstars. Die dritte im Bunde ist natürlich Traci Lords, die als Teufelchen auftritt und damals noch keine 18 Lenzen alt war. Als das aufflog mussten natürlich alle Pornofilme mit ihr entweder verschwinden, oder gekürzt werden. Doch dazu später mehr. Diese drei Frauen liefern jedenfalls ab. Vor allem der Dreier zwischen Ginger Lynn, Steve Powers und Tom Byron sticht heraus. Nicht nur das Ginger echt eine heiße achtziger Tussi darstellt (die Frisur sagt alles über die Zeit aus), auch das Setting mit zwei verklemmten College Boys ist wunderbar eingefangen. Ihre selbstsichere Art die Jungs anzumachen, ihnen zu aufzuerlegen was sie tun sollen (zum Beispiel auch mal den Knöchel massieren, oder das Arschloch zu fingern) und vor allem der Sex an sich ist wirklich gelungen. Hier kommt es zu einer der besten Double-Penetrations-Szenen ever in einem Porno. 











Die Sequenz zeigt nicht nur ihre Agilität, sondern hier werden auch wirklich beide Löcher gleichzeitig penetriert. Beide Männer bewegen sich, ficken sie und nicht wie oftmals das nur einer unten liegt und sich der obere anstrengt.  Eine starkte Leistung aller Beteiligten. Da fällt die Traci Lords Szene etwas ab – vom faden Beigeschmack mal abgesehen. Doch den wollen wir mal vergessen, vor allem da sie immer zugeben hat alles freiwillig absolviert zu haben. Doch als Teufel ist sie nicht nur verdammt heiß, sondern auch verdammt niedlich und man konnte die Produzenten damals natürlich verstehen warum sie Traci Lords gerne in ihren Filmen untergebracht hatten. Was nur anhand gefälschter Unterlagen möglich war.  Trotzdem ist die Szene eher mittelmäßig.







Eine dritte Szene mit Peter North (als Araber), Kim Carson und Brooke Fields in einen Beduinenzelt ist auch noch gelungen, aber dann hört es mit vernünftigen Sexszenen auch schon auf. Zwar gibt es noch einige nette Ideen wie die den drehenden Tisch auf den die Frauen warten endlich gefickt zu werden weil sie die ganze Zeit Musik hören, oder auch die Rollschuhszene mit Desiree Lane, aber diese fallen nicht sonderlich scharf aus. Eh gibt es bei der Inszenierung der ferkeleien einige Schwächen zu entdecken. Davon abgesehen, dass einige Nahaufnahmen wirklich zu nah sind, fällt einige Male die ungünstig platzierte und etwas statische Kamera und auch die ungünstige Beleuchtung auf. Da gab es auch damals schon bessere Werke in dieser Richtung und das mindert den Gesamteindruck etwas.






Was sicherlich noch für einige Problematisch ist und sein könnte, ist die ganze Grundstimmung. Der Ton des Filmes ist wirklich sehr frauenfeindlich und teilweise auch verdammt rassistisch. Aber in jeder Hinsicht. Ob Jack Baker die Frauen immer als weiße Nutten (white bitches) bezeichnet, bei Asiaten gefragt werden ob der Schlitz unten ebenso schräg ist wie ihre Augen oder sich die Frauen ob der Araber ähnlich schmeckt wie ein normaler Mann. Auch Jack Gillis zieht ordentlich vom Leder und beleidigt ständig seinen schwarzen Freund mit den üblichen Parolen. Dazu kommen sämtliche Beleidigungen für die Frauen die hier auftreten. Sie sind nicht mehr als Sexgeile Huren die nur eines wollen: Von den geilen Stechern durchgefickt zu werden. Das findet sowohl im Originalton statt, als natürlich auch in der deutschen Synchronisation. Die haut mit ihren Dialogen mal richtig auf die Kacke und liefert einen dummen Spruch nach den anderen, diverse rassistische Sprüche und masive Beleidigungen der Frauenwelt. Ich fand es jedenfalls großartig, da ich über solche Zeitlich bedingten Sachen nur feiern kann. Ja, auch wenn ich als Frau selbst so schlecht dargestellt werde. Aber man muss einfach die Zeit bedenken. Klar, hätte das schon damals nicht sein müssen, aber es birgt unglaublich viel Potenzial zum ablachen. Mann und Frau darf es nur nicht so ernst nehmen.  Aber ich kann mir schon vorstellen, dass nicht jeder es so sieht. 








Das Talent vor und hinter der Kamera ist hier eindeutig zu erkennen und es gibt kaum einen Pornofilm der so viele Leute versammelt, die irgendwann im Mainsteam angekommen sind. Oder, wie im Fall von Jack Baker sogar umgekehrt. Der Mann war vor Beginn seiner Adult-Karriere in diversen TV-Serien zu finden bevor er sich völlig dem Pornofilm verschrieb. Doch eher ungewöhnlich diese Entscheidung. Gregory Dark drehte nicht nur einige der merkwürdigsten Erwachsenenfilme (aber auch etliche Standardware), sondern filmte ebenso diverse B-Filme (Dead Man Walking, Street Asylum), Erotik-Thriller (Night Crimes, Aninal Instinct etc.) als natürlich auch den Horrorfilm See No Evil. Nebenbei lieferte er auch noch Musikvideos für Linkin Park, Mandy Moore, Ice Cube oder Britney Spears ab.  Über die Karriere der Traci Lords (sie ist sicherlich die erfolgreichste Pornodarstellerin, die den Ausstieg schaffte auch wenn eine Sasha Gey auf ihren Spuren wandelt) braucht man nicht mehr viele Worte verlieren und auch Ginger Lynn schaffte zumindest den Sprung zu Roger Corman und anderen B-Movies.








Kommen wir noch schnell vor dem Urteil zu den diversen Fassungen. Bei uns in Europa bekommt man zum Glück noch die reguläre Version mit den Szenen von Traci Lords. In Amerika wurde die Uncut Version auf VHS nach dem Lords Skandal  wegen Kinderpornografie vom Markt genommen und später nur noch ohne ihre Szenen veröffentlicht. Dann gibt es sogar noch eine US-Version, welche den Ton zensiert und die diversen rassistischen Äußerungen mit Geräuschen ausblendet. Die deutsche DVD von Tabu ist also völlig unzensiert und punktet mit einer ordentlich schnodderigen Synchro. 






NEW WAVE HOOKERS ist schon sehr kurios. In seiner Gesamtheit wirkt er eigentlich ziemlich billig - gerade von den Kulissen und seiner bedepperten Story her.  Doch man erkennt dabei aber auch den Einfallsreichtum seines Regisseurs, der den Film dadurch einen passenden Traumartigen, surrealen Look verpasst. Seine Darsteller spielen alle voller Inbrunst auf und vor allem die Frauen liefern in den Sexszenen ordentlich ab. Unterstützt von treibender Musik liefert Gregory Dark tatsächlich ein beachtliches Stück Schmuddelfilm ab, der vor allem durch die Dialoge der beiden Hauptfiguren sehr unterhaltsam ausfällt. Minuspunkte macht der Film aber eindeutig bei der eigentlichen Intention eines Pornofilmes. Bis auf ganz wenige Ausnahmen ist der Film null erregend. Selbst wenn ich mal die teils sehr unschön ansehende Behaarung der Geschlechter ausklammere (gegen Behaarung habe ich ja grundsätzlich nichts, aber der Wildwuchs der damaligen Zeit ist wirklich hässlich), kommt bei der hektischen Inszenierung, der nicht immer passenden Nahaufnahmen und den ständigen geblöke der Figuren keine Stimmung auf. In lustiger Runde kann man sich den Film sicherlich noch einmal geben, aber als erregender Flick kann man den Film nicht empfehlen. Doch wenn man sich für das Genre interessiert, sollte man diesen Streifen unbedingt mal gesehen haben.  Wenn auch nur um zu sehen, wie herrlich politisch unkorrekt mal die Zeiten waren.   




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